Mai 2013: Zoo Rapperswil
Trotz weiterhin dunklem und ausserordentlich kühlem Wetter entschliesst sich Sabu genau dann für ein freiwilliges Bad, kurz bevor sie ihrer Reitpflicht nachkommen sollte. Dass sie sich in einer solchen Situation gerne hinter der zentralen Steintreppe „versteckt“, soweit dies bei ihrer Grösse überhaupt möglich ist, und erstarrt beobachtet, was auf dem Areal vor sich geht, haben wir schon oft miterlebt. Diesmal steigt der zuständige Wärter auf die Steintreppe und meint trocken, sie solle rauskommen oder er komme rein. Natürlich nützt diese unglaubliche Drohung nichts, wie auch die gereichten Leckerchen nicht zum gewünschten Resultat führen. Also setzt sich der Wärter näher zu ihr hin, genau vor ihren wuchtigen Kopf. Sabu anerkennt ihn als „Leitbulle“, lässt ihren Körper tiefer ins Wasser sinken und streckt ihren Kopf zum „Leitbullen“ rauf. Ihr Blick spricht Bände, bettelnde Bände. Nur: Bettelt sie für weitere Leckereien oder für eine Verlängerung der Badebewilligung?
Als sie endlich begriffen hat und sich aus dem Wasser gehievt hat, kümmert sich der Wärter um die ebenfalls badende Sumatra, die ebenfalls reiten sollte. Inzwischen schlendert Sabu unauffällig zum Einstieg gegenüber und watet nochmals ins Bad. Es dauert nicht lange, bis Leitkuh Patma persönlich Sabu ins Bad folgt. Sabu schaut Patma an und umgekehrt, dabei läuft wohl eine At Kommunikation, und es dauert nicht lange, bis Sabu das Bad wirklich verlässt, diesmal mehr oder weniger aus freiem Willen. Gaben vernünftige taktische Gründe den Ausschlag oder einfach ihr Bauchgefühl? Ich tippe auf zweiteres, bei diesem immer noch beachtlichen Bäuchlein! Apropos: Sandry hat mehr und mehr Bäuchlein, aber nicht, weil sie zuviel essen würde.
Schon seit Minuten steht die sonst lebendige Sandry ungewohnt bockstill mitten auf dem Gelände. Hat sie nicht gerade ihre Augen zusammengekniffen? Die kleinen Ohren flattern wild, wilder, am wildesten. Diesmal können wir das nervöse Zusammenkneifen der Augen klar sehen. Und zwischendurch hören wir eine Art missratenes Trompeten, das wie herumgerückte Möbel klingt. Sicher hat sie Schmerzen wegen dem in ihr heranwachsenden Leben. Oder vielleicht ist sie einfach nur verunsichert, weil sich im Innern was Unbekanntes bewegt. Bewegung ist das Zauberwort für eine Elefantin in ihrem Zustand. Und prompt holt ein Elefantenpfleger sie für einen Extra-Spaziergang ab.
In diesem Zusammenhang ist wohl auch das unruhige Rüsselklopfen zu sehen, das Sandry als einzige praktiziert. Dafür biegt sie die Rüsselspitze leicht nach oben. Dann geht’s los, am liebsten an einer Metalltür: in schneller Abfolge bum-bum-bum-bum-bum. Einige Besucher schauen fragend um sich, woher dieser metallige Klang kommt. Schliesslich befehlen die Wärter Ruhe und Sandry begreift schnell. Das nächste Mal sehen wir sie den Boden beklopfen, und das ist bei weitem nicht so lärmig, für uns eigentlich völlig lautlos. Bekanntlich hören die Elefanten anders, andere Frequenzen. Also ein von der heranwachsenden KNIE-Elefantengeneration erfundenes Kommunikationsmittel? Genug der sinnlosen aber unterhaltsamen Spekulationen. Gönnen wir den Tieren und dem Schreiberling wieder mal ihre wohlverdiente Ruhe!