Mai 2011: Zoo Rapperswil

Teil 1

Damit beim Baden und Reiten nicht alles "vollgemacht" wird, sollten die Elefanten Darm und Blase möglichst vorher leeren. Dieser "kontrollierte" WC-Gang kann dauern, trotz sichtbarer Bemühungen seitens Mensch und vor allem seitens Tier. Natürlich müssen all die gefressenen Kilos und die getrunkenen Liter irgendwann wieder raus. Doch auf Kommando ist's besonders schwierig, wenn das Geschäft kurz zuvor bereits verrichtet wurde und der Pfleger dies nicht bemerkt hat. Gell, Sabu!

Das für die fünf Elefanten relativ kleine Bad macht es nicht immer einfach, Ordnung in der Rüsseltruppe zu halten. Mal will Rani den Weg nicht freigeben, Sumatra statt zu Duschen lieber zu Sabu, oder Sabu will lieber eine Soloshow hinlegen als mit Siri oder sonst jemandem rumzutollen. "Wehe" der Kollegin, die mit Siri baden und ihre Knutschattacken mitmachen muss. Gut, erst macht man einigermassen bei den Spielchen mit, aber auf Dauer... Gell, Sabu!

Interessant, teilweise auch amüsant, das Wechselspiel zwischen den lenkenden Befehlen der Pfleger und dem immer wieder etwas behäbigen Gehorsam der Elefanten zu verfolgen. Vor allem, wenn alle Dickhäuter gleichzeitig geführt werden sollen und man deshalb manchmal das Gefühl hat, den Damen gehe trotz aller Bemühungen zwischendurch die Uebersicht verloren. Wem der Kopf am Ende des Tages wohl mehr brummt, den Menschen oder den Tieren?

Dass Sabu am Tag der Arbeit gegen Ende der Badezeit nochmals ins Wasser befohlen wird, passt ihr ausgerechnet heute besonders schlecht. Mit wild flackernden Ohren und aufmerksamen Augen rast sie ins Becken, bleibt wenige Meter vor dem leicht verdutzten Publikum aprupt stehen und grollt ein bisschen rum. Aber sie ist ja eine Liebe und verhält sich friedlich. Nur das Wasser bekommt ihre funkensprühende Energie direkt zu spüren. Und der Pfleger wird kurz angeknurrt, als er sich Sabu nähert, um kugelrunde Hinterlassenschaften aus dem Wasser zu fischen.  

Ja, Sabu ist eine kleine Diva! Nein, eine grosse! Denn ein paar Besuche später beobachten wir dies: Sabu wird wie so oft ein zweites Mal ins Bad befohlen. Heute scheint ihr dies nichts auszumachen. Eigentlich will sie den freien Platz gleich so richtig für sich beanspruchen. Doch auf der anderen Seite stehen Rani und Patma, die ebenfalls nochmals reinsollten. Oh weh! Sabu wird in ihrem Paradies unvermittelt gestört und kuckt abwartend und irgendwie empört zu ihren Kolleginnen rüber. Patma bleibt dann meist auf halbem Weg stehen und schaut Sabu ganz lieb an. Rani macht sich gleich aus dem Staub. Beziehungsweise aus dem Wasser. Liebe Sabu! Ein grösseres Bad gibt's frühestens in zwei Jahren. So lange musst Du leider noch durchhalten, Du Diva!

Klar, sie ist halt schon eine Spezielle und scheint dies auch zu wissen. Nur schon ihre Wasserfontänen, die den Rüssel so spielerisch leicht verlassen, aber für die sichtlich minimale Anstrengung recht hoch und weit reichen. Das Publikum hat seine Freude dran, auch wenn man mal "überrascht" wird.

Zurück zum 1. Mai, Tag der Arbeit: Zum Baden nicht so grosse Lust, dafür hat Sabu heute besonders grossen Hunger. Viel zu früh positioniert sie sich beim Fütterungsplatz und beäugt immer wieder den nach der Morgenfütterung stehengelassenen Futterkorb. Sie ist ja stets die Früheste beim Futterplatz, doch gleich eine halbe Stunde zu früh?! Da sich beim Korb nichts tut, fischt sie eben Heu- und Geästreste aus dem Trenngraben. Dafür ist oft abenteuerliche Beinakrobatik notwendig. Man hat's nicht leicht als "hungernder" Elefant. Gell, Sabu!

Patma hält sich immer wieder gerne beim gedeckten Publikums-Aussichtspunkt auf. Da kann man den Elefanten - wenn sie es auch wollen - sehr nahe sein. Leider wird dieser seit Anfang Mai öfters wieder abgesperrt. Vermutlich werden die Elefanten zu oft vom Publikum gefüttert. Beim Fütterungsverbot geht es nicht um das Futter selbst (ein Elefant könnte Popcorn wohl säckeweise vertilgen), sondern mehr um die Lockkraft des Futters. Wie viele Tiere (und Menschen...) sind auch die Elefanten stark futtergesteuert. Gell, Sabu!

Auch Sumatra badet mal wieder ausdauernd und scheint's mehr als üblich zu geniessen. Mit ihrem knochigen Kopf plus Kopfverlängerung plantscht sie mehrmals kräftig auf die Wasseroberfläche und unterhält so die wenigen gerade anwesenden Besucher. Zum Schluss trainiert sie ihre Gelenke: Mit jeweils einem Bein rührt sie so stark im Wasser, dass sich jedes Mal ein "Wasserwurm" von der Oberfläche trennt und dieser beinahe die Zuschauer erreicht. Wassergymnastik oder die Absicht, diese neugierigen Wesen da draussen auch mal zu treffen? Wär etwas viel Nass auf einmal gewesen! Gell, Sumatra!

Tja, auch ältere Damen wollen ihren Spass. Auch wenn man nicht gerade wie Patma mit grossen Aesten um sich werfen sollte. Ja, Patma, DU warst das! Steh nicht so unschuldig da! Gell, Patma! ;-)


"Viva La Diva" ;-)

Teil 2

Etwas später im Mai: Dieselbe Protagonistin, derselbe Ort beim Schlammbad. Nicht zum ersten Mal hat sich eine waghalsige Ente aufs Areal der Elefanten gewagt. Obwohl Patma ihr den Hintern zugewandt hat, bemerkt sie den Eindringling, stampft mit dem Hinterbein, schnaubt entschieden, greift sich ein Häufchen Sand, dreht sich langsam zum Zielobjekt und wirft den Sand mit einer lässig-lockeren Rüsselbewegung Richtung Federvieh. Dieses flattert gerade noch rechtzeitig davon, Patma schnaubt nochmals bestätigend. Rani unterstützt Patmas Aktion, indem sie behäbig neben Patma Stellung bezieht und ihren hochgehaltenen Rüssel dem schon weit entfernten Störenfried nachstreckt, nach dem Motto: „Ja, also der Meinung bin ich auch!“

Es war einmal ein dunkles, massiges Ungeheuer. Es kam aus tiefsten Tiefen, rammte härtesten Stein und erklomm höchste Höhen. Wie bedrohlich es mit seinen Beinen im Wasser plantschen konnte! Sicher seiner selbst legte es sich gerne, alle Gefahren missachtend, seitwärts ins Wasser strampelte dann mit den Beinen so vehement und lange, bis es liegend ein paar Meter zurückgelegt und wieder tiefste Untiefen erreicht hatte, so dass sein Hintern automatisch nach oben kippte. Rüssel kratzt am Ohr: "Hm, wie ging DAS denn?" (Videoclip)

Sumatra als Hauptattraktion im Planschbecken: Nachdem sie mit Siri rumgetollt hat, scheinen sich einige Kinder einen Narren an ihr gefressen zu haben. Als sie Siri aus dem Becken folgen will, steht ihr die Schar unvermittelt gegenüber und rennt laut kreischend weg. Irritiert hält sie inne. Als sie mit den Vorderbeinen energisch ins Wasser stampft, geht das Gekreische wieder los. Den Geräuschen an, die sie von sich gibt, scheinen ihr die hochtönigen Schreie nicht zu passen. Mit Vorder- und Hinterbeinen abwechselnd geht das Wassergestampfe wieder los. Dann „versteckt“ sie sich hinter der elefantenhohen Seitenmauer und wartet ab. Kurz darauf wendet sie sich nochmals den wieder erschienenen Kindern zu, prustet und stampft erneut. Die Schar kreischt „überrascht“ und Sumatra wendet sich ab. Zwischendurch trifft sie sich mit Siri bei der Mittel-Insel. Auge in Auge stützen beide Kopf und Rüssel auf die steinerne Fläche. „Hallo Sumatra, wie war Dein Tag bisher so?“ „Ach, weißt Du Siri, diese kleinen Wesen da draussen…!“

Etwas später kommt sie zurück ins Wasser und schlendert langsam aber zielgerichtet mit tief gesenktem Kopf zur Vordermauer. Für einige Sekunden sieht man sie nicht. Plötzlich schnellt sie ihren Kopf zum Publikum hoch, das Kinn nach vorne gereckt: „Hey, jetzt ist aber genug!“ Direkten Weges verlässt sie das Wasser und schreitet unbeeindruckt an den kleinen Nervtötern vorbei…

Anderes wichtiges Thema: Essen. Sabu schnappt sich gleich die ganze Ladung Heu, direkt vom Schubkarren. Vor lauter Heu sieht man weniger Elefant als sonst. Hat sie wirklich ALLES für sich beansprucht? Nein, glücklicherweise kommt mehr nach. Ab und zu schleppt sie ihre Eroberung zum Wasser und benetzt das trockene Futter. Da kommt mir doch gleich ein Teleboy-Sketch aus den 70ern mit einer netten alten Dame in den Sinn: „Isch besser so!“