Juni 2012: Zoo Rapperswil

Angst? Schrecken? Gefahren? Das alles macht nicht nur unserer grauen Herde die im Mai beschriebenen „Sorgen“. Diesmal, ausgerechnet am Tag des 50-Jahre-Jubliäums, sorgt ein etwa vierjähriges Mädchen für einen Moment des (Er)Schreckens. Und Schuld ist sein Vater. Und Elefantendame Sumatra. Die macht es sich auf dem Aussichtsturm bequem, indem sie ihren Rüsselansatz auf die Abschrankung, zaunähnlich aufgestellte Bahnschwellen, legt. Sie lässt sich Kopf und Rüssel von den vielen auf Elefanten neugierigen Menschen bestaunen, streicheln und tätscheln. In der zweiten Publikumsreihe steht auch ein Vater, seine Tochter auf dem Arm. Die weiss noch nicht, was sie erwartet und schaut unbekümmert rückwärts über Papas Schulter. Als der meint, sie solle doch auch mal schauen, hebt Sumatra gerade ihren Rüssel und schwebt damit noch ein bisschen näher an den Leuten vorbei. Innert zwei Sekunden dreht das Kind, nichts ahnend, ihren Kopf gehegewärts, die Augen werden riesengross, der Mund auch. Dann ein kurzer lauter Schrei, auch der kleine Körper wehrt sich gegen das gut gemeinte Tierprogramm. Das Mädchen will nur noch weg, wehrt sich gegen die Umarmung des Vaters und schreit jämmerlich. Nun, es ist nicht wirklich viel passiert. Grosse Tiere haben schon für ganz andere, bedeutend gefährlichere Missverständnisse gesorgt. Dem Kind geht es sicher wieder gut, und Sumatra hat von alldem nichts mitbekommen. Die Szene liess bei den paar Leuten, die das Ganze mitbeobachten konnten, gar ein Schmunzeln zurück. Und hier ein paar Buchstaben mehr.

Ist doch eh alles nur eine ganz gemeine Plagerei auf dieser Welt, oder? Sabu plagt mit ihrem Eigensinn ihre Mitbewohnerinnen schon seit Ewigkeiten; Siri und Sumatra nutzen jede Gelegenheit, um die Dame mit Uebernamen „Rambo“ zu plagen und zurechtzuweisen; Patma wird von ihren arthrösen Gelenken geplagt; die geplagte Rani scheint sich eh als „fünftes Rad am Wagen“ zu fühlen; und last but not least: Die Elefantenwärter plagen sich mit den Flausen ihrer Anvertrauten herum, vor allem mit MaPalajs Verspieltheit und Sabus Starrköpfigkeit. Doch DAS setzt allem die Krone auf: Sumatra wird beim entspannenden Solo-Wellness-Bad von einer riesigen Pferdebremse geplagt. Die hockt sich mal auf Sumis Hinterschenkel, mal auf ihren Kopf, auch hinter die Ohren. Sumatra gibt sich alle Mühe, den bluthungrigen Störenfried mit einem Schwanzklatschen, einem Ohrenflattern oder einem einfachen Ganzkörper-Schütteln loszuwerden. Wenn die Bremse an einem unerreichbaren Ort sitzt, taucht Sumatra tief ab oder presst sich seitwärts an die Bassin-Mauer. Dieselben Mittel helfen auch gegen den Juckreiz. Doch trotz Wasserkühlung und Mauerkratzen verliert die alte Dame langsam die Geduld. Das frische Wasser zieht das hartnäckige Ding nur wieder an! Leicht hektisch stürmt Sumatra unter die geliebte Dusche. Da diese nur die Hälfte der Körperlänge abdeckt, findet die Bremse immer wieder ein freies Plätzchen. Das Risiko, von einem „lebensgefährlichen“ Wasserstrahl getroffen zu werden, scheint für sie klein zu sein.

Irgendwann ist einfach genug geduscht. Sumatra verlässt die Badezone und steht mitten im freien Areal. Wenn nur dieser Juckreiz nicht wäre! Es sind bereits zwei Bremsen, die ihren geplagten Körper gezielt umschwirren. Auch die Elefantin schwirrt nervös und nervöser umher, auf der ziellosen Flucht vor dem Kamikaze-Duo. Gnadenlos werden Bäume, Steine und Mauern für die Kratzorgien missbraucht. Als sie gleich von drei blutrünstigen Insekten eingekesselt wird, zückt sie die ultimative Waffe: Die Sandschleuder! Häufchenweise schmeisst sie sich die Sandhügel auf den Rücken. Langsam scheint sich die Szene zu beruhigen, auch wenn sie Beine und Körper immer wieder mal ungewohnt verrenkt. Die Elefantenhaut ist eben viel empfindlicher, als man gemeinhin meint. An Brust, Achseln, Bauch und hinter den Ohren ist sie gar papierdünn. Normalerweise helfen die Elefantenwärter auch, lästige Insekten zu entfernen, aber die sind momentan alle beim Elefantenreiten beschäftigt. Klar, die paar Stiche werden einen alten, erfahrenen Elefanten nicht flachlegen. Trotzdem ist zu wünschen, dass 2012 nicht ein ausserordentliches Bremsenjahr wird! Nicht wahr, Sssssumm-Sssummmatra?